AUf eigene faust
Faust - Tragödie Erster Teil

„Verfluch was als Besitz uns schmeichelt
Als Weib und Kind, als Knecht und Pflug!
Verflucht sei Mammon wenn mit Schätzen
Er uns zu kühnen Taten regt,
Wenn er zu müßigem Ergetzen
Die Polster uns zurechtelegt!
Fluch sei Balsamsaft der Trauben!
Fluch jener höchsten Liebeshuld!
Fluch sei der Hoffnung! Fluch dem Glauben,
Und Fluch vor allem der Geduld!"
Stilmittel: Wiederholung, Ausrufesätze, Anapher, Parallelismen, intertextuelle Andeutung (Mammon – Neues Testament), Asyndeton
Analyse:
Die Fluchrede zeigt wie Faust am ultimativen Nullpunkt seiner depressiven emotionalen Schwingungen angekommen ist, denn überhaupt gar nichts auf Erden gefällt ihm mehr. Seine nihilistische/pessimistische Ansicht jeder sinnlichen Erfahrung auf Erden zeigt seine Geringschätzung jedes sinnlichen Genusses, denn sein Streben hat ihn zu der Erfahrung gebracht, dass die ganze Lebenserfahrung nichts außer Blendwerk und Trug ist. Die stetige Verneinung aller Dinge die einen erfüllen würden zieht eine Parallele zwischen Faust und Mephisto, denn Mephisto beschreibt sich selbst (Selbstdefinition) als den „Geist, der stets verneint“ (Zeile 1338). Somit scheint es als ob Faust Mephisto aus seinem Inneren hervorruft, und ist schon eine Vorahnung auf die spätere moralische Degradierung von Faust, als er selbst Charaktereigenschaften des Teufels annimmt.
Weiteres, ist die stetige Verneinung von Liebe, Ehe, Besitz und des gleichen eine Vorausdeutung darauf, dass die Beziehung zwischen Gretchen und Faust zum Scheitern verurteilt ist. Dadurch dass Faust nicht an diese Dinge glaubt, steht fundamental der Aufbau einer langhaltenden Beziehung schon auf wackligem Boden, und stürzt somit mit Sicherheit Margarete in ihre Gretchentragödie.
Der Teufel taucht in dieser Notsituation auf und bietet dem Faust an sein Diener zu sein. Durch diese Unzufriedenheit vom Faust bietet sich die perfekte Voraussetzung um den Faust vom rechten Wege weg zu locken, da Mephisto meint er könnte Faust etwas bieten welchem er nicht wiederstehen kann. Dadurch schafft Mephisto es Faust weg vom Pfad des Herren zu ziehen und ihn in sein Labyrinth zu ködern.